Tonaufzeichnung
Professionelle Musik- und Tonaufzeichnung mit ihrer Elektronik, ihren Monitoren und Kontrollräumen (Studio), sollten eine Einschätzung der Aufnahmequalität zulassen und zudem eine Voraussage ermöglichen, wie andere Zuhörer über ihre Lautsprecher in ihren Räumen das Aufgenommene wahrnehmen.
Professionelle Studiogeräte sollten selbstverständlich akustisch möglichst präzise arbeiten. Es stellt sich jedoch in diesem Kontext sofort die Frage, was "präzise" eigentlich bedeutet? Persönlich bin ich der Überzeugung, dass eine umfassende akustische Präzision nicht realisierbar ist! Speziell Mikrofone und Lautsprecher verlieren sehr viele Informationen, um noch als präzise zu gelten. Darüber hinaus gibt es während des gesamten Aufnahme- und Produktionsprozesses einfach zu viele Einflüsse:
- Unterschiedliche Typen von Mikrofonen (mit unterschiedlichem Klang)
- Anzahl der eingesetzten Mikrofone
- Platzierung der Musiker
- Separat aufgenommene Musikteile bzw. Instrumente an unter-schiedlichen Aufnahmeorten
- Reduktion individueller Aufnahmekanäle (und somit Instrumente) auf eine kleinere Anzahl Kanäle
- Abmischen der Musik von Ingenieuren und Musikern beim Hören im Kontrollraum über deren Monitore respektive Kopfhörer
- Einsatz von Dynamikkompressoren und Limiter
- Elektronik und Kabel des Kontrollraumes
- Frequenzgang und Klang der Monitore und Kopfhörer im Kontrollraum
- Die Akustik des Kontrollraumes (Nachhall etc.) und Hörposition des Aufnahme-Ingenieurs oder Musikers
- Unterschiedliche Wahrnehmung der Ingenieure und Musiker was korrekt und gut tönt
- Speicherungsart der fertig gemischten Masteraufnahme
- Produktionsmethode und Vertriebsart
Viele Audio-Enthusiasten glauben, dass Aufnahmen - im Speziellen CD's - eine grosse Dynamik aufweisen. Leider ist dies nicht der Fall. Aufnahmen z.B. von Popmusik übersteigen selten die 30 dB Marke und klassische Musik erreicht im besten Fall 60 dB Dynamikumfang. Um die Wiedergabe der Musik für Geräte der unteren Preisklasse inklusive dem Rundfunk so akzeptabel wie möglich zu gestalten, werden Dynamikkompressoren und Limiter sowohl bei der Aufnahme wie auch beim Abmischen im Studio eingesetzt. Dies im festen Glauben, dass die in der Dynamik unlimitierte Aufnahmen, ohne hörbaren Folgen komprimiert werden können. Dies lässt, abgesehen vom Dynamikverlust, die Aufnahmen lauter erscheinen, was - nicht zuletzt für Pop-Musik - als sehr erstrebenswert eingestuft wird.
In den allermeisten Fällen ist das Endergebnis weit von dem entfernt, was in Live-Darbietungen gehört wurde und was als präzise Musik- und Tonwiedergabe bezeichnet werden könnte. Höchstwarscheinlich assozieren wir "präzise" wohl eher mit einer Illusion, welche sich lediglich realistisch und naturgetreu anhört.
Vergessen sie also im Audiobereich die "präzise" Wiedergabe! Wie wäre es wieder mit dem einfachen Begriff "High-Fidelity"?